Alltag im Stress - Schneller, besser, fitter, klüger



Liebe Leserin,
Schneller, besser, fitter, klüger lautet scheinbar die Devise in Deutschland. Oder zumindest hier in Bayern.

Ich erlebte es damals im Kindergarten. Da forderten Eltern Ski- und Schwimmkurse für ihre Kinder, die Vorschule hatte zu wenig Lernstoff und überhaupt erhielten die Kinder viel zu wenig Förderung. 

Grundschüler unter Stress
Aber nicht nur die Eltern wollen immer mehr, schon im frühen Alter. In der Grundschule geht es dann erst richtig los. Das kleine 1x1 hatten wir doch nicht in der zweiten Klasse! Von Division mal ganz zu schweigen. Unsere Tochter war auf einer Privatschule für ein gutes Jahr, dort musste sie englische Verben konjugieren und schreiben, bevor sie überhaupt Deutsch schreiben konnte.

Manchmal frage ich mich da, wann die Kinder einfach  mal Kind sein dürfen.
Immer mehr Lernstoff in kürzerer Zeit, Kampf um Studien- und Arbeitsplätze: Schneller, besser, fitter, klüger lautet immer häufiger die Devise in Deutschland, wenn es um Bildung und Beruf geht. Aber tut das uns gut?
Wohl nicht, denn immer mehr Schüler, Studenten, Eltern und Berufstätige fühlen sich gestresst und überfordert. 
So hat bereits im vergangenen Jahr eine repräsentative Umfrage ergeben, dass bereits Grundschüler unter Stress leiden.
Gerade Familien in Deutschland sind laut einer Studie oft gestresst und leiden unter Zeitmangel und Überlastung. So gibt die Mehrheit der berufstätigen Mütter (55 Prozent) an, in der Freizeit nur noch selten entspannen zu können. Bei den berufstätigen Vätern liegt die Quote der Dauer-Gestressten bei 49 Prozent. 
Traurig aber wahr, nur 28 Prozent der insgesamt 1600 Befragten gaben an, viel Zeit für die Familie zu haben. Das sind die Ergebnisse der Vorwerk-Familienstudie 2012, für die das Allensbach-Institut in Deutschland einen repräsentativen Bevölkerungsquerschnitt befragt hat.

Inzwischen ist der Feierabend kein freier Abend mehr, denn 29 Prozent aller Berufstätigen gaben an, im Feierabend für Kollegen, Kunden und Vorgesetzte ansprechbar sein zu müssen. Der überwiegende Teil der in Teilzeit arbeitenden Mütter gibt an seltener als die Väter im Feierabend für ihre Firma erreichbar sein zu müssen. Bei ihnen schlägt dafür die Doppelbelastung aus Beruf und Familie umso stärker zu Buche. Wünschen sich Väter mehr Zeit mit der Familie, hätten im Gegenzug die Mütter gerne mehr Zeit für sich selbst.

Meistens hetzen Mütter von Termin zu Termin und die to do Liste scheint auch nicht kürzer zu werden. Da würde es gut tun kurz mal abzutauchen. Doch was kann ich tun, wenn für ein komplettes Entspannungsprogramm meistens sowieso die Zeit fehlt? 

Es muss nicht immer der Kurzurlaub oder ein Besuch im Spa sein, um aufzutanken. Versuche es doch mit einer dieser Entspannungsübungen, die sich fast nebenbei durchführen lassen, egal ob auch Zuhause oder im Büro:

  •  Richte Deinen Blick auf einen Punkt in der Ferne. Was ist das Weiteste, das Du mit bloßem Auge noch erkennen kannst? Wander nun mit den Augen den Horizont entlang. Das wirkt beruhigend und entspannt die Augen 
  • Strecke Deine Arme, Oberkörper und die Füße einmal richtig durch. Das lockert die Muskulatur und kann Verspannungen lösen. Gähne, denn auch das entspannt. 
  •  Atme einige Male tief ein und aus. Spanne nun alle Körperpartien an, die Du bewusst beeinflussen kannst. Halte diese Körperspannung für ca. 30 Sekunden – dann den ganzen Körper entspannen. Spüre nocheinmal bewusst nach wie sich der Körper jetzt anfühlt. Wiederhole die Übung einige Male – und genieße die Wechselwirkung von Anspannung und Entspannung!

Entspannte Eltern tun ihren Kindern gut und manche vielleicht überzogene Leistungsforderung relativiert sich dann auch von selbst, wenn ich einfach wieder Kontakt gefunden habe, zu dem was ich wirklich für richtig halte und nicht meine Tun zu müssen, weil alle anderen es ja auch so machen.

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